Einige Notizen aus 49 Krankenhaustagen

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Ich habe anfangs in der kritischen Phase meiner Krankheit Verwandte und Freunde ungeniert um Gebete für mich bitten lassen. Das habe ich gespürt. Es war wie ein umhüllender Schutzmantel. Danke.

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Wenn Ärzte zur Visite kamen, fragten sie meist: „Haben Sie Schmerzen?“ Wenn ich verneinte, war das Gespräch oft schnell zu Ende. Da war die Schwester ganz anders, wenn sie zum Beispiel fragte: „Kann ich etwas für Sie tun?“ (Wie Jesus, wenn er fragte: „Was willst du, dass ich für dich tun soll?“

Für den Patienten sind offene Fragen hilfreicher als die geschlossenen, auf die es nur Ja oder Nein gibt.

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Als ich wieder etwas denken konnte, haben mir weniger die Vertrauensworte und biblischen Tröstungen und Zusagen geholfen – da konnte mein skeptischer Geist ja immer wieder fragen: Wie ich das als wahr und nicht nur behauptet erfahre, es könnte ja auch ein suggestiver Selbsttrost sein. Es waren harte innere und äußere Kämpfe. Ich dachte eine Weile, es gehe mit mir zu Ende. „Warum machst du es uns nicht einfacher, Herr?“

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Etwas ganz anderes hat mir geholfen, durchgeholfen. Es „fiel ein“ (im wahrsten Sinn des Wortes) etwas ganz Frühes; ich vermute aus dem Konfirmandenunterricht. Da lernten wir die sieben Worte Jesu am Kreuz auswendig mit jeweils einem deutenden Zusatz:

  • – Die Fürsorge Jesu für, die die nicht wissen, was sie tun: Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun
  • – Die Fürsorge Jesu für die, die gescheitert sind, ihr Leben verfehlt haben: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.
  • – Die Fürsorge Jesu für die Seinen: Frau, siehe, das ist dein Sohn. Siehe, das ist deine Mutter
  • – Das Wort der äußeren Not: Mich dürstet.
  • – Das Wort der inneren Not: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
  • – Das Wort des Vertrauens: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände!
  • – Der Siegesruf: Es ist vollbracht.

In einer für mich hilfreichen Weise ging da bunt durcheinander, dass ich zum einen diese Worte als zu mir gesprochen hörte, zum anderen diese Worte selber sprach. Das ging immer durcheinander, aber setzte meinen Geist in Bewegung, verwickelte mich in diese Geschichte. Auf seltsame Weise fand ich in diesen Worten all das, was mich umtrieb. Ich fand mich darin wieder. Die sieben Worte waren wie ein Leitfaden oder ein Geländer, an denen ich mich entlang hangelte und die mir halfen, meine Situation durchzustehen. Und mich wieder ins Vertrauen zurückzuführen. Es ist schwer, diese tiefe Erfahrung im Nachhinein in Worte zu fassen

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